Bei dem Label Filth & Violence ist der Name Programm. Mit dem Release (Nummer #59) des deutschen Projekts namens Rape (oder RxAxPxE) treffen
wieder beide Teile des finnischen Labelnamen zu: Filth and Violence. Ausgeholfen hat der finnische Starmusiker Pasi Markkula (Filth & Violence, Bizarre Uproar und
gefühlte 1.000 andere Sachen). Das Artwork zeigt die Richtung, wohin die
Musikalische Reise gehen soll. Ein schwarz-weiß kopierter Einleger mit
nur spärlichen Informationen. Typisches DiY-Prinzip, was hier voll
aufgeht. Man kennt es zudem von F&V nicht anders, selbst das Vinyl
wird in gleicher Art ausgeliefert. Das Frontbild zeigt die Beine einer
Frau, die wohl vergewaltigt oder zusammengeschlagen wurde. Genau sagen
kann man es nicht, die Beine sind von Blutergüßen übersät. Die
Rückseite zeigt einen Ausschnitt aus einem Gemälde einer mittelalterlichen Folterszene.
Das Innenbild dagegen kann ich beim besten Willen nicht interpretieren.
Eine für den Power Electronics typische Gewaltorgie.
Der Sound ist dreckig, man hört monotones Gewummere, gemischt mit verzerrtem Rauschen
und vereinzelten Rückkopplungen, alles unterlegt mit wütendem Geschrei.
Die Welt in "Filth-City" ist einfach noch in Ordnung. Leider ist das Ganze viel zu schnell und extrem aprupt vorbei. Auf beiden Seiten ist
zudem die gleiche Musik gespielt, sodass man sich das Zurückspulen des
Tapes ersparen kann. Im Gegensatz zu der vorherigen Demo-CDR von RxAxPxE
sind hier keinerlei Grindcore-Einflüße oder rythmische Noise-Tracks
enthalten. Man ist beim reinen Power Electronics angekommen.
Das Tape
ist (logischerweise) wieder limitiert und über Freak Animal, F&V
oder vom Künstler direkt erhältlich. Für alle interessierten Noise/Power
Electronics-Hörer ist das Tape sicherlich eine interessante
Anschaffung, allerdings wird hier nichts Neues erfunden, sondern
Altbewährtes nochmals neu präsentiert.
Interview mit Ponti FX (P) geführt von aske (A):
A: Stell mal bitte dein Projekt vor. P: RxAxPxE wurde 2005 gegründet mit dem Ziel musikalische und ästhetische
Extreme auszuloten. Zu Anfang war der Sound noch sehr Beat-bezogen und
tendierte wohl eher in Richtung Speedcore mit Grind-Einflüssen. In der
Folge erschienen eine ganze Reihe von Tonträgern, wobei es sich
vornehmlich um Split-Veröffentlichungen handelte, unter anderem mit
ABSURDGOD (Jap.), COCKGUNBLAST, NOISECONCRETE und INTESTINAL DISGORGE.
2010 wurde dann das erste Full-Length-Album namens "Droning Disdain"
veröffentlicht, das mittlerweile musikalisch komplett in eine andere
Richtung ging und wohl am ehesten als Old School Industrial beschrieben
werden könnte.
Anschließend gab es noch ein Split Tape mit EN NIHIL und
das "Rape"-Tape auf Filth&Violence. Beide letzteren Releases gingen
wiederum in eine komplett andere Richtung als "Droning Disdain" und sind
wohl eher in der Power Electronics/Noise-Ecke anzusiedeln. Wie man
sieht, änderte sich der RxAxPxE-Sound stetig und war von Release zu
Release unterschiedlich. Das hängt mit meinen persönlichen musikalischen
Vorlieben zusammen, die auch stets im Wandel sind. Ich betrachte diese
Wandelbarkeit aber durchaus als eine gute Sache. Projekte, die auf jedem
Release gleich klingen und sich immerzu kopieren, braucht kein Mensch. A: Was fasziniert dich so sehr an Grindcore und Power Electronics? P: Ich denke beide Musikrichtungen haben durchaus Gemeinsamkeiten. Für
mich sind das die Ehrlichkeit und die Energie, die transportiert wird.
In ähnlicher Form sind diese Merkmale aber sicherlich auch bei einigen
erlesenen Black Metal Bands zu finden. Trotzdem bin ich nicht auf diese
Musikrichtungen beschränkt. A: Woher kommt bei dir der Sprung von Grindcore zu Power Electronics oder ist das eher eine fließende Sache? P: Ich denke eher Zweiteres. Als "Sprung" würde ich den musikalischen
Wandel nicht bezeichnen, vor allem auch nicht, weil eben auch schon in
den Anfangszeiten jedes Release grundlegend anders klang als das
vorangehende und das nachfolgende. Der Power Electronics -Bezug seit "Droning Disdain"
erschien logisch, war aber nicht geplant.
A: Woher kommt die Faszination von dem Ganzen (Rape, S/M, Mutilation, Splatter)? P: Herabwürdigung und Gewalt sind grundlegende Charakterzüge des Menschen. Insoweit müssen sie gut sein, oder? A: Wofür machst du diese Musik, ist da eine Aussage hinter oder ist das eher so eine spontane "just for fun"-Sache? P: Mit "just for fun" hat RxAxPxE sicherlich nichts zu tun und es gibt
selbstverständlich hinter jedem Release eine Aussage, die man in der
Kombination aus Titel, Lyrics und Coverart finden kann, aber die zu
interpretieren Sache des Hörers ist. A: Power Electronics glänzt mit Provokation, inwieweit ist das Ernst gemeint und inwieweit lediglich "reine Provokation" zur Unterhaltung? P: Ich kann natürlich nicht in die Hirne der Kollegen hineinsehen. Doch
will ich hoffen, dass vieles ernst gemeint ist. Das macht die Sache doch
erst interessant. Wer will denn "Fake-Musik" hören? Schwierige und
unbequeme Themen aufzugreifen um der Gesellschaft gewissermaßen den
Spiegel vorzuhalten halte ich für unnötig, unnütz und
pseudo-intellektuell. Meines Erachtens ist das nur eine Ausrede um sich
selbst über die Anderen zu erheben und sich moralisch abzusichern. Sehr
armselig. A: Siehst du einen künstlerischen Anspruch in der Arbeit oder denkst du eher, dass das eine Ausrede vieler Musiker ist um nicht auf ihre Interessen festgenagelt zu werden? P: Als "Musiker" würde ich mich nicht bezeichnen. Für mich geht es im
PE/Noise nur um Stimmungsvermittlung und den Transport von
Emotionalität. Dass das mit Musik im ursprünglichen Sinn, die in meinen
Augen alleine der Unterhaltung dient, nicht viel zu tun hat und nach
mehr Beschäftigung und Partizipation verlangt, macht das Genre gerade so
interessant und qualifiziert es gleichzeitig als Kunst. Allerdings eine
Form von Kunst, die weit über die klangliche hinausgeht. A: Für wen machst du die Musik? Für Leute mit gleichen Hörgewohnheiten und Interessen oder für die Allgemeinheit um diese zu schocken oder "wachzurütteln"?
P: In erster Linie mache ich Musik für mich selbst. Natürlich freue ich
mich wenn Leuten die Kombination aus Klang und Inhalt gefällt und sich
Labels für Veröffentlichungen finden, doch im Endeffekt würde ich auch
weitermachen wenn sich kein Mensch dafür interessieren würde. Es geht
hier um Befriedigung.
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